SOS-Kinderdorf

Liebe Eltern und Kinder der Lindenschule

Wie immer im Januar erreichte uns wieder ein Brief aus dem SOS-Kinderdorf in Kaolack / Senegal, wo wir seit vielen Jahren ein Patenkind unterstützen. Einen Jungen konnten wir bereits bis zu seiner Volljährigkeit begleiten, momentan ist es ein Mädchen (Mame Diara).

Um die Lebensumstände der Kinder noch besser einordnen zu können, haben wir zum Schulsystem im Senegal einige Informationen zusammengetragen:

Im Senegal ist Schulpflicht für Kinder von 7 bis 16 Jahren. Das Schulsystem ist an das französische angelehnt: Die Grundschule geht bis Klasse 6, danach ist eine weiterführende Schule vorgesehen, im Anschluss daran ist der Besuch einer Oberschule möglich, die mit dem Abitur abschließt. Die öffentlichen Schulen sind kostenfrei, es gibt jedoch zu wenige, um alle Kinder aufzunehmen.

Durch Armut und eine hohe Analphabeten-Zahl in der Elternschaft werden nur ca 75% der Kinder eingeschult, lediglich 64% beenden die Grundschule. Besonders betroffen sich Mädchen. Zudem ist die Schulsprache Französisch, viele Kinder wachsen aber mit senegalesischen Sprachen (es gibt ca. 20) auf. Ein Umstand, der das Lernen deutlich erschwert.

Unter diesen Voraussetzungen liest sich der neue Brief aus dem SOS-Kinderdorf in Koalack noch hoffnungsfroher! Vielen Dank für Ihre Unterstützung, wenn wir in den Klassen für unser Lindenschulpatenkind Geld einsammeln.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Salamalekum! Grüße aus dem Senegal! Ich freue mich jedes Mal, Ihnen zu dieser Zeit des Jahres einen Bericht aus dem SOS-Kinderdorf in Kaolack zu schicken. Ich hoffe, Ihnen und Ihren Familien geht es gut und Sie hatten einen schönen Sommer.

Ihrem Patenkind Mame Diara geht es gut. Sie geht weiterhin zur Schule und wird diese bald mit dem ersten Schulabschluss abschließen. Wenn alles nach Plan läuft, wechselt sie im nächsten Schuljahr zur Oberschule. Wie auch schon im letzten Sommer konnten Mame Diara und ihr kleiner Bruder auch in diesen Sommerferien ihre Familie besuchen. Sie sind in regelmäßigem Kontakt und wir sind wirklich froh, dass sie eine gute Beziehung zueinander haben.

Mit diesem Brief möchte Ihnen auch von unserem Sommer im Dorf erzählen:

Die Kinder freuen sich immer sehr auf die Sommerferien – nach 9 Monaten Schule eine wohlverdiente Pause. Manche verbrachten diese im SOS-Dorf, viele von ihnen jedoch besuchten ihre Ursprungsfamilien. Das gibt ihnen einen Ortswechsel, sie können neue Erfahrungen machen, und – das ist das Wichtigste – sie bleiben mit ihren Familien in Kontakt. Je näher der Ferienbeginn rückte, desto aufgeregter wurden alle: “Ich bin 2 Wochen bei meiner Oma, sie lebt auf einer Insel!”, oder “Ich fahre zu meinem Onkel, da wachsen überall Obstbäume.”

Für die Kinder, die nicht zu ihren Familien fahren konnten, gab es ein gut organisiertes Ferienprogramm im Dorf, so dass alle Kinder ihre freie Zeit genießen konnten.

Mittlerweile hat das Schuljahr wieder begonnen und alle konzentrieren sich wieder auf ihre Aufgaben – oder denken schon wieder an die nächsten Ferien!

Um Ihnen einen weiteren Einblick in unsere vielfältige Arbeit zu ermöglichen, schicke ich Ihnen noch einen Bericht über eine Familie, die wir mit unserem “Outreach-Programm” [Ein ganzheitliches Programm, das Familien unterstützt, ihre Lebenssituation zu verbessern] im Kampf gegen die Armut unterstützen konnten:

Pauline ist verwitwet und lebte mit ihren vier Kindern in prekären Umständen in einer Ein-Zimmer-Unterkunft. Für den Lebensunterhalt verkaufte sie Wasser auf der Straße. Ihre beiden älteren Kinder mussten die Schule verlassen. Der Junge versuchte mit Gelegenheitsjobs Geld dazuzuverdienen, das Mädchen half ihrer Mutter beim Wasserverkauf. Trotzdem besserte sich die Lage der Familie nicht. Als dann drohte, dass sie sich den Schulbesuch ihrer jüngeren Kinder nicht mehr leisten konnte, wandte Pauline sich dafür an die Mitarbeiter unseres “Outreach-Programms”.

Nach intensiven Beratungen konnte ein Unterstützungsplan für die ganze Familie erstellt werden. Das Schulgeld und die Kosten für das Schulmaterial für die beiden jüngeren Kinder wurde übernommen, die beiden älteren Kinder erhielten ein Berufs-Vorbereitungs-Training. Pauline, die lesen und schreiben kann und bereits Vorfahrungen in der Seifenherstellung vorweisen konnte, wurde handwerklich und kaufmännisch weitergebildet, und bei der Finanzierung unterstützt. So konnte sie sich mit der Seifenherstellung selbstständig machen und damit den Lebensunterhalt für ihre Familie sichern. Die jüngeren Kinder gehen weiter zu Schule, die älteren haben ihre Weiterbildung abgeschlossen und konnten sich so qualifiziertere Arbeit suchen. Mittlerweile ist Paulines Familie finanziell unabhängig.

Insgesamt 600 Familien im Senegal profitieren von diesem Programm und finden so einen Weg aus extremer Armut.

Auch Ihre Unterstützung für unsere Arbeit macht dies möglich!

Ich möchte Ihnen erneut dafür danken, dass Sie die Kinder, und damit auch ihre Familien, im SOS-Kinderdorf unterstützen. Sie helfen, Leben positiv zu ändern und geben den Kindern die Möglichkeit zur Schule zu gehen und ihre Zukunft zu sichern.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Ihnen frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2023 zu wünschen, und freue mich darauf, Ihnen bald wieder neue Erlebnisse aus dem Dorf berichten zu können.

Mit herzlichen Grüßen

Mouhamadou Moustapha Bane

(Koordinator)